Wenn Roboterarme operieren – Virtual Reality im Operationssaal

Virtuelle Realität bringen wir oft vor allem mit Computerspielen in Verbindung. Schon bevor es tatsächliche VR-Technologien gab, war die Vorstellung, direkt in virtuelle Welten abzutauchen sehr reizvoll. Sie fand Einzug in Film und Fernsehen, beispielsweise in Form des Holodecks der Star Trek-Reihe. Virtuelle Realität birgt aber fast noch mehr Potential in Bereichen, die dem Konsumenten weniger bekannt sind. Die Medizin kann durch VR-Einbindung regelrecht revolutioniert werden.

Wenn der Arzt nicht im OP steht

Stellt euch vor, ihr werdet operiert, der Chirurg steht aber selbst nicht im OP. Stattdessen sitzt er in einem anderen Raum. Es ist auch nicht seine eigene Hand, welche die Operation durchführt, sondern eine mechanische Apparatur aus Roboterarmen. Hier wird der ein oder andere skeptisch. Wir wollen schließlich einen Menschen, der direkt an unserer Seite steht. Wir vertrauen auf Menschen, nicht auf Maschinen.

Dabei ist es ein Mensch, der am Ende die Operation durchführt. Auf dem Kopf trägt er eine VR-Brille und seine Hände führen das Operationsbesteck. Doch der wichtigste Punkt kommt noch: Dank der VR-Technik kann er viel besser operieren, als mit bloßem Auge und eigener Hand. Wenn die eigene Handbewegung um ein Vielfaches feiner wiedergegeben werden und das Operationsbesteck an Bereiche kommt, die mit bloßer Hand größere Schnitte erfordern, werden Eingriffe plötzlich viel kleiner und damit weniger gefährlich. Telepräsenz nennt sich diese Art der Operation.

Doch selbst wenn der Chirurg die Operation noch per Hand durchführt, gibt es bereits Entwicklungen, Körperscans in Echtzeit mit dem Patienten zu überlagern. Chirurgen können somit mit kleineren Schnitten auch dort operieren, wo sie nicht mit bloßem Auge hinschauen können. Die Anforderungen an die Technik sind aber hoch. Die Verarbeitung riesiger Datenmengen muss nicht nur schnell, sondern vor allem auch völlig akkurat sein. Eine falsche Überlagerung von Patient und Scan hätte fatale Folgen.

Virtual Reality in der Ausbildung

Doch nicht nur für den Eingriff selbst stellt Virtual Reality einen großen Schritt nach vorne da. Auch in der Ausbildung können Studenten bereits praktische Erfahrungen sammeln, die der Realität sehr nahe kommen. Mit einer VR-Brille lassen sich Eingriffe visuell und haptisch simulieren.

Auch gibt es bereits die Möglichkeit über Virtual Reality einer Operation virtuell beizuwohnen. Das können angenehende Ärzte beispielsweise bei erfahrenen Chirurgen. Doch auch umgekehrt können erfahrene Chirurgen bei ersten Operationen virtuell unterstützen. Auch Vorträge können mit 360-Grad-Erfahrungen wie dem Surgical Theater am praktischen Beispiel erklärt werden.

We are Alfred – den Patienten verstehen

Auch für die Pflege von Patienten kann Virtual Reality neue Wege öffnen. „We are Alfred“, ein Project der embodied labs, lässt einen in die Rolle von Alfred schlüpfen. Alfred ist 74 Jahre alt mit Makuladegeneration und Hörverlust in hochfrequenten Bereichen. Der Lernende erlebt als Alfred, wie sich ältere Menschen mit ihren Leiden fühlen und auch, wie die Kommunikation zwischen Familie, Ärzten und Pflegepersonal aus deren Sicht ist. Junge Ärzte und Pflegepersonal sollen so ein besseres Verständnis für die Patienten und ihre Probleme bekommen.

VR ist mehr als nur Unterhaltung

Ob VR in der Unterhaltung nur ein kleiner Hype ist, lässt sich derzeit schwer abschätzen. In der Medizin hingegen, ist Virtuelle Realität die Zukunft. Ob in der Ausbildung oder im praktischen Einsatz: Virtual Reality wird vor allem der Chirurgie, aber auch der Diagnostik einen starken Schub nach vorne geben. Roboterarme, die mich operieren? Wenn ich dafür einen kleineren aber effektiveren Eingriff habe, dann gerne.


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